Blitzbesuch in Moldawien

Blitzbesuch in Moldawien

Schon mal was vom Weinland Moldawien gehört? Auch WINELIFE war neugierig und hat sich auf eine Blitzreise begeben. Dieses ehemalige Ostblockland verfügt über ein enormes Qualitätspotenzial in Sachen Weinbau. Zumindest dann, wenn es gelingt, das hartnäckige russische Erbe abzuschütteln und auf eigene Individualität, Typizität und vor allem Originalität zu setzen.
Text und Bild: Petri Houweling

Eigentlich ist es gar nicht so weit weg und doch ist es eine ganz andere Welt. Dort werden schon seit Jahrhunderten eigenwillige Weine aus Trauben hergestellt, die den meisten von uns völlig unbekannt sind. Also sind wir für einen Blitzbesuch nach Osten gereist und haben ein ganz besonderes Weinland entdeckt: Moldawien. 

REPUBLIK MOLDAU IN KÜRZE

Die Republik Moldau grenzt im Westen an Rumänien und im übrigen an die Ukraine. Sie verstehen, dass dies keine angenehme Lage ist, weshalb das Land 2022 einen Antrag auf EU-Mitgliedschaft gestellt hat. Das erfordert einen anderen Blickwinkel, denn bis 1991 gehörte die Republik Moldau zur Sowjetunion. Die Spuren dieser Zeit sind überall zu sehen. Es ist ein armes Land, seine Einwohner haben das niedrigste Einkommen in ganz Europa. Auch auf dem Index für menschliche Entwicklung (menschliche Entwicklung in Bezug auf Gesundheit, Armut und Bildung, Anm. d. Ü.) schneiden sie schlecht ab. Selbst Touristen wissen (noch) nicht, wie sie Moldawien finden können; es ist das am wenigsten besuchte Land in dieser Region. Dies mag der Grund dafür sein, dass der Wein von dort unbekannt ist. Es liegt nicht an der Qualität und der Handwerkskunst vor Ort; Wein wird in Moldawien seit fast 5.000 Jahren hergestellt.

Nicht einmal Touristen wissen (noch), wie man Moldawien findet

SOVJETWINES

Im 19. Jahrhundert erlebte die Weinindustrie ihren größten Höhepunkt. Dies war auch die Zeit, in der authentische Rebsorten in großem Umfang gegen die bekannten französischen Sorten ausgetauscht wurden, insbesondere für den Export. Ein Großteil der Weine ging nach Russland. Dort ist der moldauische Wein noch immer ein Begriff. Das ist erfreulich, denn der Weinbau ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Moldawien. Etwa ein Zehntel des Landes, das nur wenig kleiner als die Niederlande ist, ist mit Weinbau bedeckt. Kein anderes europäisches Land kommt auch nur annähernd an diesen hohen Prozentsatz heran. Tatsächlich haben die Russen schon zu Zeiten der ehemaligen Sowjetunion das Potenzial des Weinlandes Moldau erkannt. Die Keller des Kremls sollen noch immer voll davon sein. Unter ihrem Einfluss wurde die Zahl der Weinberge erheblich ausgeweitet und wurden riesige Weinkeller gebaut. Diese wurden damals auch dringend benötigt, denn Quantität war wichtiger als Qualität. 

Die Keller des Kremls scheinen immer noch voll von ihnen zu sein.

FLIRTEN MIT DEM WESTEN

Die Russen hatten Recht: Moldawien ist ein ideales Weinland. Das Klima ist mediterran, es gibt sehr unterschiedliche Böden und die Bevölkerung hat jahrhundertelange Erfahrung. Doch das Land kämpft noch immer mit der Bürokratie, und seine Weine sind im Westen kaum bekannt. Aus französischen Trauben werden hervorragende Weine hergestellt, aber es ist schwierig, mit den großen Weingütern aus der Neuen Welt zu konkurrieren. 

Das Fehlen typischer einheimischer Rebsorten macht es den Winzern außerdem schwer, sich zu profilieren. Hinsichtlich des Absatzes gibt es noch keine wirklichen Bedenken, da moldauischer Wein - über eine Umleitung aufgrund des Krieges mit der Ukraine - in Russland immer noch viel getrunken wird. Auch in den Nachbarländern sind moldauische Weine heiß begehrt. Sie selbst flirten gerne mit dem Westen, auch weil Russland als Geschäftspartner eher unzuverlässig sein kann. 

Moldawien ist ein ideales Weinland

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