Säule: mehr als Erde

Karin Leeuwenhoek ist Theologin, Önologin und Kommunikationswissenschaftlerin. Sie besitzt neunzig italienische Olivenbäume, liebt aber vor allem Wein - und das Philosophieren darüber. Siehe auch ihren Weinblog vinoblogie.co.uk. Sie schreibt eine Kolumne in jeder Ausgabe des WINELIFE Magazine. - TEXT KARIN LEEUWENHOEK

Ende des Jahres 2023 sprach ich ausführlich mit dem Weinbauprofessor Kees van Leeuwen. Dieser Professor aus Bordeaux hat sich auf die Beziehung zwischen Wein und Terroir spezialisiert und ist fasziniert davon, warum Weine, die von verschiedenen Orten stammen, so unterschiedlich schmecken. Durch seine weltweit anerkannten Forschungen ist ihm immer klarer geworden, dass das Klima, Wetterbedingungen wie Temperatur, Wind und Niederschlag einen größeren Einfluss haben als der Boden, der Untergrund, Land selbst. Auch wenn der Begriff terroir etwas anderes vermuten.

Kees erklärt, dass viele Menschen das Terroir als etwas Geheimnisvolles ansehen. Als ob vom Boden eine magische Wirkung ausginge und es, simsalabim, Hokuspokus, eine Eins-zu-Eins-Beziehung zwischen Boden und Geschmack des Weins gäbe: "Populäre Weinbücher suggerieren, dass man den Geschmack eines bestimmten Gesteins, das im Boden enthalten ist, zum Beispiel Feuerstein, direkt im Wein schmecken kann. Aber dieser Feuerstein gelangt nicht aus dem Boden in das Glas. Es funktioniert auch nicht, dass man bestimmte Mineralien im Wein wieder schmecken kann, weil die Rebe mit ihren Wurzeln tiefer in den Boden eingedrungen ist. Wie funktioniert das also?

Kurz zusammengefasst: "Bei den Böden scheint der Stickstoff neben dem Wassermanagement der Haupteinfluss zu sein. Aber zum Terroir gehört neben dem Boden auch das Klima, die Wetterbedingungen an diesem Ort, in diesem Jahr. Diese scheinen eine noch größere Rolle für den Geschmack des Weins zu spielen als der Boden. Das ist etwas, das mich während meines Studiums und meiner Forschung auch sehr verwundert hat. Ich bin und bleibe ein Romantiker, vor allem als Weinliebhaber. Geschmack ist etwas Faszinierendes. Auch wenn sich die Zusammensetzung der Trauben und des Weins logisch erklären lässt, warum löst der eine Wein dieses Aha-Erlebnis aus und ein anderer nicht? Das bleibt die große Frage.' Der Geschmack eines bestimmten Ortes auf der Erde, übertragen durch die Trauben und die Hände eines Winzers. Das Aha-Erlebnis. Auch für einen Weinprofessor dreht sich die Faszination für Wein letztlich darum.

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