EXPERTEN SAGEN

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Höchste Erntezeit

Mit dem nahenden Herbst steht auch die Weinlese vor der Tür. Drei Monate voller Hektik, Nervenkitzel und harter Arbeit, aber auch mit viel eiskaltem Bier und einem rauschenden Fest.

Wenn diese Ausgabe auf die Matte kommt, sind viele Winzer auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Kräfte. Zumindest: bei Winzern, die auf der Nordhalbkugel unseres Planeten leben und arbeiten. Denn hier findet die Weinlese traditionell von Anfang September bis November statt. All das Blut, der Schweiß und die Tränen, die im vergangenen Jahr in den Weinberg geflossen sind, können - nein, sollten - zu diesem Zeitpunkt eingelöst werden.

Konzentration

Wie ich in WINELIFE 64 geschrieben habe, mag der Frühling harmlos aussehen, aber es ist vor allem die Zeit, in der die Elemente dem Winzer das Leben schwer machen können. Das Wetter kann dramatisch umschlagen, was zu möglichen Horrorszenarien führt. In den Sommermonaten nimmt der Stresspegel für den Winzer etwas ab. Zum Glück, denn im Herbst schießen Cortisol- und Adrenalinspiegel schnell wieder in die Stratosphäre. Jetzt ist höchste Konzentration gefragt, denn ein kleiner Fehltritt kann katastrophale Folgen für die Qualität des Weins haben.

Die Stille vor dem Sturm

Umso besser, dass der Urlaub des Winzers kurz vor der Weinlese liegt. Wie es der Zufall will, ist der betreffende Mann oder die betreffende Frau gut ausgeruht, so dass er oder sie, wieder im Weingut angekommen, mit frischer Energie an die Arbeit gehen kann. Zu Beginn herrscht noch eine Art Ruhe vor dem Sturm. Es werden alle notwendigen Vorbereitungen getroffen, damit die Trauben zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden können, wenn sie optimal reif sind. Die Erntemaschinen werden vorbereitet, die Leseteams zusammengestellt, die Traubenpressen gereinigt und die Pumpen überprüft. Also alle Mann an Deck, und bei größeren Weingütern sieht das schnell nach einer Militäroperation aus.

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Der perfekte Moment der Ernte

Der Winzer selbst ist nun täglich in den Weinbergen anzutreffen. Nervös durchforstet er die verschiedenen Parzellen. Er weiß aus Erfahrung, wie die Trauben reifen und dass einige früher als andere geerntet werden können. Auch können einige Weinberge oder Teile davon, die mit derselben Traube bepflanzt sind, früher reif sein als andere Teile. Wenn ein Teil eines Weinbergs gut vor dem Wind geschützt ist und mehr Sonne abbekommt, sind die Trauben hier besser entwickelt als anderswo im selben Weinberg. Ein Winzer weiß das und behält es im Auge. Er geht zwischen den Rebstöcken umher, pflückt links und rechts Trauben und beurteilt sie. Er bricht die Traube auf, untersucht die Farbe des Steins, kaut die Schale und schickt die Trauben ins Labor.

Alles dreht sich um die Bestimmung des perfekten Erntezeitpunkts. Während die Winzer früher vor allem auf den Zuckergehalt und den Säuregehalt der Trauben achteten, um diesen Zeitpunkt zu bestimmen, beziehen sie heute mehr Dinge mit ein. Zum Beispiel ist die so genannte phenolische Reife jetzt auch ein wichtiger Faktor. Im Klartext: Der Winzer will, dass auch die Tannine reif sind. Das macht das Leben nicht einfacher, denn der Zuckergehalt kann schon recht hoch sein, während die Tannine noch nicht optimal reif sind. Schwierige, aber wichtige Entscheidungen also, die sich direkt auf den endgültigen Wein auswirken.

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TEXT HUIB EDIXHOVEN

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