Burgunder auf den Kopf gestellt

Burgunder auf den Kopf gestellt

Unser Hausexperte Karel de Graaf folgt seiner ewigen Liebe zum Wein quer durch Europa, sucht aber ebenso gerne in der Nähe seiner Heimat. So wie sein eigenes Weingut in Burgund, ein Gebiet, das er fast im Alleingang auf die niederländische Weinkarte gesetzt hat, aber auch eine großzügige Muse, die regelmäßig in seinen Geschichten auftaucht. In diesem Winelife bringt er Licht in den manchmal schwer zu durchdringenden Wald der Produktionsstrukturen in Burgund. TEXT KAREL DE GRAAF | BILD PEXELS.COM

Burgunder auf den Kopf gestellt

Bis in die 1930er Jahre war das Leben eines durchschnittlichen Landwirts im Burgund recht einfach. Als Landwirt baute man Trauben an. Sie pachteten das Land gegen eine Gebühr oder besaßen es. Sie verkauften die Ernte an eines der großen Handelshäuser in Beaune oder Nuits-Saint-Georges. Sie kümmerten sich um den Rest.

Ernsthafter Wettbewerb

Die großen Handelshäuser bestimmten also weitgehend die Preise. Nach dem Börsenkrach von 1929 wendete sich das Blatt zum Schlechteren. Die Nachfrage nach Burgunder ging zurück, so dass die Weinbauern auf ihrer Ernte sitzen blieben oder sie zu viel zu niedrigen Preisen verkaufen mussten. Daher beschlossen einige Landwirte, die Ernte teilweise selbst zu vinifizieren, aufzuziehen und zu vermarkten. Mit einigem Stolz haben diese propriétaires-récoltants von nun an den Ort der Abfüllung auf dem Etikett: auf dem Weingut, im Schloss oder zum Grundstück. Der Landwirt übernahm damit die Verantwortung für den gesamten Prozess und wurde vom Traubenproduzenten zum Winzer befördert. Zusätzliche Bemühungen um den Anbau von Trauben der höchstmöglichen Qualität wurden plötzlich belohnt. Dies führte zu einem ernsthaften Wettbewerb zwischen den Handelshäusern, und zwar nicht so sehr über den Preis, sondern über die Qualität. So wurden die oben erwähnten Angaben auf dem Etikett zu einer Art Qualitätsmerkmal.

Fancy

In der Tat ließ die Qualität der von den Handelshäusern erzeugten Weine oft zu wünschen übrig, insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren. Betrugsskandale und die Vermischung von teuren Burgundern mit billigen Weinen aus der Rhône oder dem Languedoc taten dem Ruf der Handelshausweine keinen Gefallen. Hinzu kam, dass die Weine oft unter allerlei ausgefallenen Etiketten vermarktet wurden, bei denen der Name des Handelshauses nur mit Mühe zu ermitteln war. Obwohl sich dieser Ruf inzwischen etwas gebessert hat, sind Phantasieetiketten immer noch gang und gäbe.

Reibung

Natürlich waren für die Weinherstellung, die Aufzucht, die Abfüllung und den Verkauf Investitionen erforderlich. Es war also sicher nicht für jeden Bauern geeignet. Aus Unzufriedenheit über die Macht der Handelshäuser und unter dem Einfluss des Sozialismus hatten sich viele Landwirte, vor allem in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, bereits in Genossenschaften zusammengeschlossen und teilten sich diese Kosten. Der gewählte Vorstand der Genossenschaft hatte dann die Wahl zwischen Qualität und Menge. Dies führte häufig zu Reibereien, so dass sich qualitätsbewusste Landwirte so schnell wie möglich selbständig machten.

 

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