Stillleben aus Flandern

Man kann Regula Ysewijn getrost eine flämische Meisterin nennen. Nicht nur, dass ihre Fotos wie Rembrandts zum Leben erweckt werden, sie bringt uns auch die Ess- und Trinkkultur vergangener Tage mit Fotos und Geschichten aus der Küche näher. - TEXT REDAKTION | BILD REGULA YSEWIJN

Stillleben aus Flandern

Am 19. April ist es 184 Jahre her, dass sich die Niederlande und Belgien offiziell getrennt haben. Die nördlichen und die südlichen Niederlande gehörten früher als Territorien aufeinander folgender Monarchen zusammen. Doch der bewaffnete Aufstand gegen König Wilhelm I. der Niederlande im Jahr 1830 führte zur Abspaltung der südlichen Provinzen und schließlich zur Unabhängigkeit Belgiens.

Dann musste eine belgische Identität geschaffen werden. Und wie kann man eine Identität besser aufbauen als durch kulinarische Spezialitäten? Regula Ysewijn, kulinarische Autorin, Fotografin, Jurymitglied von Bake Off Flandern und Mitwirkende an BBC-Sendungen, hat jahrelang historisch recherchiert und authentische Rezepte aus ihrer Heimat aufgeschrieben. Anfangs ahmte die französischsprachige Elite Brüssels offenbar noch Paris nach: Französische Restaurants mit französischen Köchen eröffneten, und die Speisekarten und Gerichte waren alle französisch. Regula: "In den Reiseführern für Belgien aus dem neunzehnten Jahrhundert wird über die französische Küche und die französischen Weine geschrieben, aber auch deutsche und englische Biere werden erwähnt. Das belgische Bier, unser nationaler Stolz, fehlte, und die belgische Küche gab es nicht.

Muscheln und Pommes frites

Um 1900 wurden einfache Restaurants in den Gassen nördlich des Grand Place von Brüssel bei den Besuchern der Stadt beliebt. Dort wurden Austern (damals kein Luxusartikel), Steak und Hammelkoteletts serviert.

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