Ein Außenseiter mit dem Potenzial eines Königs. Ein Spitzenreiter also, aber auch ein Chamäleon und eine Traube mit doppelter Staatsbürgerschaft. Lernen Sie den Chenin kennen und lassen Sie sich für immer einfangen.
VON HUIB EDIXHOVEN BILD SHUTTERSTOCK
Wir haben eine Rebsorte im Visier, die mehr Gesichter hat als jede andere. Vom einfachen Hauswein bis zum hochkomplexen Spitzenwein, vom knochentrockenen bis zum sehr süßen, in einer Vielzahl von Stilen und auch als Schaumwein beliebt. In seiner Heimatregion ist er die Nummer eins, aber auch in der Neuen Welt hat er eine Heimat gefunden. Man würde erwarten, dass dies ein breites Publikum anzieht. Das ist enttäuschend. Diese Rebsorte hat es sicher nicht immer leicht gehabt und ist vielen Weintrinkern noch unbekannt. Sehr zu Unrecht, denn der Chenin ist ein echter Klassiker, der viel Aufmerksamkeit verdient.
Herkunft
Das ist der Ursprung des Chenin, der ganz und gar französisch ist. Außerhalb des Herzens der Loire findet man ihn jedoch hauptsächlich in der Neuen Welt. In Frankreich selbst wird noch eine kleine Auswahl im Süden bei Limoux angepflanzt, wo er für die Herstellung des dortigen Schaumweins verwendet wird. Ansonsten ist die Rebsorte in ganz Europa nur sehr wenig vertreten. Dabei handelt es sich um eine sehr alte Rebsorte, die schon viele Jahrhunderte alt ist. Dass die Traube nie wirklich en vogue wurde, hat wohl mit ihrem etwas heiklen Charakter zu tun. Wenn der Landwirt im Weinberg nicht streng und klar ist, schießt der Chenin schnell in den "Produktionsmodus". Das bedeutet, dass die Erträge enorm sein können. Die logische Kehrseite der Medaille ist, dass der Ertrag in einem umgekehrten Verhältnis zur Qualität steht. Wenn also viel produziert wird, sinkt die Qualität, was zu einem uninteressanten Wein führt. Aber bei einer Produktion von 2 Litern Wein pro Quadratmeter kann man auch nicht viel anderes erwarten. Der Winzer muss dies sicherlich auf einen halben Liter oder weniger reduzieren, um Qualität zu erzeugen. Wenn er oder sie dazu bereit ist und wir von einem fähigen Winzer und guten Weinbergen sprechen, dann kann der Chenin glänzen wie kaum eine andere weiße Rebsorte.
Merkmale
Die jungen Chenins sind manchmal noch ein wenig unzugänglich, mit etwas grünen, geschlossenen Aromen. Man denke an Limette und Granny Smith. Dann Birne, grüne Pflaume, Rinde von Zweigen, nasser Farn, Blüten und etwas, das schwieriger zu bestimmen ist: eine Art salzige Komplexität. Wenn Sie dem Wein ein wenig Zeit geben, wird er etwas tiefer in Farbe und Geschmack, und Sie werden mit neuen Aromen belohnt. Zunächst einmal mehr Apfel, aber jetzt zusätzlich zu der frischen, fruchtigen Sorte, etwas von einer gequetschten Sorte, Bratapfel oder sogar Apfelkuchen. Und das ist noch nicht alles: konfitürartiges Steinobst, Bienenwachs, Honig, feuchtes Heu, Ingwer und geröstete Nüsse. Ja, in den besten Fällen wird Ihre Nase mit einer Tiefe und Schichtung verwöhnt, die kein Ende zu haben scheint. Manchmal versetzen diese Weißweine auch Jahrzehnte nach ihrem Jahrgang noch Liebhaber in den siebten Himmel - etwas, das nur sehr wenigen Weißweinen zuteil wird.
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