Kolumne Karin Leeuwenhoek: Vinorgia

Karin Leeuwenhoek ist Theologin, Önologin und Kommunikationswissenschaftlerin. Sie besitzt neunzig italienische Olivenbäume, liebt aber vor allem Wein - und das Philosophieren darüber. Siehe auch ihren Weinblog vinoblogie.co.uk. Sie schreibt eine Kolumne in jeder Ausgabe des WINELIFE Magazine. - TEXT KARIN LEEUWENHOEK | BILD PEXELS.COM

Vinorgia

Meine Faszination für Georgien, das Land der Orangenwein und, was noch wichtiger ist, die Ursprünge der Weinherstellung wachsen. Dennoch bin ich noch nie dort gewesen. Weil es 1) ziemlich weit weg ist und nicht als Touristenziel bekannt ist. 2) ich die unbegründete Vorstellung habe, dass es dort nicht sonnig und warm ist. 3) ich glaube, es gibt dort - neben unberührter Natur - viel von Menschenhand geschaffene Ostblock-Hässlichkeit. Und 4) das (schwere?) Essen reizt mich nicht. Vorurteile, mit denen ich hoffentlich bald aufräumen werde.

Hauptgrund für einen Besuch: Hier, im Südkaukasus, liegen die Ursprünge des Weinbaus und der Weinkultur. Im Grenzgebiet zwischen Osteuropa und Westasien. Inzwischen ist erwiesen, dass in Georgien bereits vor 8.000 Jahren Wein hergestellt wurde. Das ist immer noch 2.000 Jahre früher als die bisher älteste, wenn auch größere Weinproduktion. Spuren davon wurden im benachbarten Armenien gefunden. Nicht weit vom Berg Ararat, der für die Sintflut und die Arche Noah bekannt ist. Ein weiterer guter Grund, Georgien zu besuchen: Ich kann mir keinen Ort vorstellen, an dem das Weintrinken noch stärker mit Religion und Kultur verbunden ist. Das war schon viele Jahrtausende vor dem Christentum so, aber die Kirche Christi setzte noch einen drauf und erhob das Trinken quasi zu einer heiligen Handlung.

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