Marijke van der Ploeg lebt mit ihrem Mann in Portugal, wo sie eine Ruine in einen kleinen Palast verwandeln. Am liebsten sitzt sie in ihrem chaotischen Schreibbüro, auf der Terrasse oder im Auto - auf der Suche nach ungewöhnlichen, natürlichen Weinen. Für die Kolumne Natural Wine Tasting at...besucht sie Naturweingüter in Europa und nimmt Sie mit in die Welt des Naturweins.
Simplesmente Vinho
Jedes Jahr im Februar, wenn in Portugal alles wieder zu blühen beginnt, findet die Simplesmente Vinho statt: eine Weinmesse im Herzen von Porto, auf der der natürliche Wein im Mittelpunkt steht. Vor allem portugiesische Winzer stellen ihre Kreationen vor, aber es gibt auch eine Ecke, die für eine ausländische Region reserviert ist.
In diesem Jahr fällt die Wahl auf die kleine Sherry-Region im südspanischen Andalusien. Hier wird der berühmte gespritete Wein hergestellt, der nach der Sherry-Hauptstadt Jerez benannt ist. Unter den Winzern ist es jedoch vor allem unverstärkt Weine auf den Tisch und ich bin neugierig auf die Geschichte dahinter.
Logische Weine
Ich bin sofort Feuer und Flamme. Der erste Winzer, mit dem ich spreche, ist ein inspirierter Geschichtenerzähler: Juan Jurado Gómez von Agricola Calcárea, ein Witzbold mit viel Auslandserfahrung, der genau weiß, was er tut. Meine Mutter meinte, ich solle einfach ein Haus kaufen, und dann habe ich 2022 eine alte Bodega mit 1,2 Hektar Land und alten Rebstöcken gekauft", erzählt er. Seitdem mache ich ungespritete Weine mit minimalen Eingriffen: eine Hommage an die Geschichte und den Charakter der Gegend".
Er verwendet hauptsächlich vergessene einheimische Rebsorten wie die weißen Beba und Cañocazo und die roten Tintilla de Rota und arbeitet so natürlich wie möglich. Das nennt er nicht unbedingt ökologisch, sondern eher logisch. Haben Sie schon einmal Herbizide gerochen? Damit sollte man wirklich nicht arbeiten", sagt er und lacht. Außerdem halte ich es nicht für sinnvoll, dem Wein mit Hilfe von Chemie das besondere Terroir der Region zu nehmen, das wäre eine Verschwendung.
Ein unverstärktes Glas bitte.
Ich liebe seine Weine: herrlich intensiv, salzig und mineralisch, was zum Teil auf den schneeweißen, kalkhaltigen Albariza-Boden zurückzuführen ist. Auch die Weine, die ich von anderen Naturwinzern aus der Sherry-Region probiere, besitzen oft dieses frische Flair und eine bemerkenswerte Intensität.
Bei meinen Verkostungen stelle ich immer mehr fest, dass immer mehr Winzer ungespritete Weine herstellen, die regelmäßig aus vergessenen Rebsorten, aber auch aus der bekannten Palomino-Traube gewonnen werden. Diese Weine haben eine einzigartige Identität und werden von immer mehr neugierigen Verbrauchern geliebt.
Fortschrittliche Gesetzgebung
Der Kontrollrat der D.O. Jerez hat dieses Potenzial des unfortifizierten Weins natürlich schon früher erkannt: Die Regeln für die D.O. Jerez-Xérès-Sherry wurden daher 2022 geändert. Nun dürfen auch die nicht angereicherten Weine das Qualitätssiegel tragen und außerdem wurde die Gruppe der zugelassenen Rebsorten erweitert, so dass die autochthonen Sorten wieder zugelassen sind. Dadurch wird die Sherry-Region für (junge) Winzer attraktiver und das vielfältige Angebot lockt zudem mehr Kunden an.
Dies bestätigen auch die Brüder José und Miguel von Bodega Vinifícate. Sie sagen, dass sich innovative Newcomer allmählich ihren Platz in der andalusischen Weinszene erobern, wobei der Schwerpunkt auf natürlichen Produktionsmethoden liegt: "Das Terroir bietet so viele Möglichkeiten. Wir haben uns zum Beispiel auf natürlichen Schaumwein spezialisiert. Wir trauen uns das, weil es jetzt eine Nachfrage danach gibt". Übrigens fällt Schaumwein nicht unter die D.O. Jerez - aber wer weiß, was diese Region sonst noch zu bieten hat!
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