Bregje van Weezel (47) lebt mit ihrer Familie in Kapstadt, Südafrika. Sie schreibt über ihre Erfahrungen in dem bunten, aber auch komplexen Land. In dieser Kolumne teilt sie ihre Begeisterung und ihr Wissen über die südafrikanische Weinindustrie. Ihre Geschichten sind weder zu trocken noch zu schwer und diese Kolumne ist ganz in ihrem (Wein-)Sinn. Wenn Sie mehr über alles, was sie in Südafrika mag, lesen möchten, können Sie Bregje auf Instragram @vin_ik_leuk folgen.
Bild: Unsplash
Als Winzer müssen Sie ein Tausendsassa sein. Man baut nicht nur Trauben an, um Wein zu machen, sondern ist auch Vermarkter, Verkäufer, Einkäufer, Fahrer, Wettervorhersager und auch ein professioneller Naturschützer. Das wurde mir bei Delheims "Weihnachtsbaumhack" nur allzu deutlich.
Holländischer Touch
Das Weingut Delheim ist ein Familienbetrieb mit einer großen Geschichte. Sein Patriarch Michael "Spatz" Sperling ist eine Legende in der südafrikanischen Weinindustrie. Er ist nicht nur einer der frühen Pioniere, sondern auch einer der Begründer der Weinstraße in Stellenbosch. Und es gibt einen niederländischen Touch. Seine Frau Vera, seit einigen Jahren verwitwet, ist gebürtige Holländerin und lebt noch immer mit ihrem ältesten Sohn und ihrer Tochter auf dem wunderschönen 375 Hektar großen Anwesen mit Panoramablick auf das Kap.
Hacken
Also gingen wir auf Einladung dorthin, um zu "hacken". Unter uns gesagt, ich hatte eigentlich keine Ahnung, was genau wir machen wollten. Irgendetwas mit Tannenbäumen, um Weihnachten herum, und so dachten wir, wir würden einen schönen Weihnachtsbaum aussuchen. Dass wir dazu schon morgens um 6.30 Uhr bereit sein mussten, weil es sonst zu heiß werden würde, nahm ich als selbstverständlich hin. Auf dem Weg dorthin fragte ich mich plötzlich, ob die schneeweißen Turnschuhe, die wir sicherheitshalber mitgenommen hatten, wirklich so nützlich waren und ob nicht ein Rucksack besser geeignet gewesen wäre als meine Designer-Handtasche. Mein Verdacht erwies sich als völlig richtig, als ich sah, dass die anderen Teilnehmer festes Schuhwerk und vollständig bedeckende Kleidung trugen. Wir wollten Kiefern fällen, hoch oben auf den Feldern mit "Sagies", die ich lieber als rasiermesserscharfe Macheten bezeichnen würde.
Beleuchtungsblöcke
Der Grund, warum diese Bäume entfernt werden, ist, dass sie nicht nur das gesamte Wasser für die Reben aufsaugen, sondern im Falle eines Brandes auch das Feuer blitzschnell verbreiten. Sie sind so etwas wie riesige Holzklötze. Damit hat man in Delheim leider Erfahrung. So verursachte 2016 ein Waldbrand massive Schäden in den Weinbergen. Wenn man die Kiefern entfernt, beseitigt man das Risiko dieser schnellen Ausbreitung und schafft außerdem sofort mehr Platz für natürliche Vegetation, nämlich Fynbos. Diese typischen einheimischen Pflanzen sind vielfältig vorhanden und werden von Delheim aktiv erhalten. Ganz im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens und der Ehrfurcht vor der Natur. Und noch eine gute Nachricht. Denn auch Tiere wie der Kap-Leopard und der Honigdachs freuen sich über die Rückkehr der Fynbos. Die übrigens Feuer braucht, um sich zu vermehren. Aber wer braucht das nicht?
Workout mit schönster Aussicht
Mit dem Ziel vor Augen und der klaren Anweisung, die Bäume so niedrig wie möglich zu fällen, damit die Feuerwehrleute im Falle eines Unwetters nicht darüber stolpern, machten wir uns an die Arbeit. Dabei wurden wir mit den schönsten Ausblicken in der Morgendämmerung belohnt. Das ganze Sägen und Schleppen war auch ein gutes Training. Außerdem war es eine gute Übung darin, seinen Kindern rasiermesserscharfe Messer anzuvertrauen. Nachdem ich gesehen habe, wie sie ganze Bäume fällten, müssen sie nie wieder nach Hause kommen und ihr Essen geschnitten haben wollen.
In der Natur, für die Natur
An dem größten gefällten Baum konnten wir die Jahresringe zählen. Acht Ringe, also acht Jahre alt und gewachsen auf dem verbrannten Boden nach dem Brand 2016. Aber jetzt von uns persönlich behindert. Sehr zufrieden und mit einigen Weihnachtsbäumen für zu Hause im Kofferraum des Bakkies fuhren wir zurück. Wir kamen an den Weinbergen vorbei, die jetzt alle in vollem Wachstum sind und in ein paar Wochen geerntet werden. Das heißt, wenn alles gut geht. Denn nach diesem Vormittag ist mir nur allzu deutlich geworden, wie mächtig die Natur ist und wie abhängig man von ihr ist. Aber auch, wie man sie mit dem Wissen um sie zum Besseren wenden (versuchen) kann.
Ich habe es geliebt, draußen in der Natur zu sein und etwas für die Natur zu tun. Möchten Sie dasselbe tun? Das können Sie jeden zweiten Samstagmorgen früh in Delheim in Stellenbosch tun. Sie werden mich dort an meinem Tarnanzug erkennen.
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