Bregje van Weezel (47) lebt mit ihrer Familie in Kapstadt, Südafrika. Sie schreibt über ihre Erfahrungen in dem bunten, aber auch komplexen Land. In dieser Kolumne teilt sie ihre Begeisterung und ihr Wissen über die südafrikanische Weinindustrie. Ihre Geschichten sind weder zu trocken noch zu schwer und diese Kolumne ist ganz in ihrem (Wein-)Sinn. Wenn Sie mehr über alles, was sie in Südafrika mag, lesen möchten, können Sie Bregje auf Instragram @vin_ik_leuk folgen.
Verkehrte Welt in Südafrika. Wir sind so ziemlich am Ende des Herbstes angelangt. Die Tage werden kürzer und es ist plötzlich wieder kühl, wenn die Sonne weg ist. Die Weinberge verfärben sich von Gold zu immer tieferem Rot. Es wird nicht mehr lange dauern, bis alle Blätter verschwunden sind und die Rebstöcke wieder kahl sind. Fallende Blätter machen niemanden glücklich. Zum Glück tröstet uns die neue Ernte, die vielversprechend aussieht und glücklicherweise früh eingebracht wurde. Letzteres hat schon viel Elend verhindert. Und warum? Ich erkläre es.
Beginnt wie verrückt zu wachsen
Nun, da alle Trauben sicher in einem Fass oder einer Flasche gelagert sind, können wir die ersten Schlüsse ziehen. Eines ist sicher. Das Wetter, vor allem in seiner extremen Form, hat der Ernte 2024 deutlich seinen Stempel aufgedrückt.
Es begann mit einem nassen Winter und gipfelte in massiven Überschwemmungen im zeitigen Frühjahr. Mit schlimmen Folgen in den Weinländern. Reben können nicht schwimmen. Dann kam der Wind, und auch der ließ nicht nach. Infolgedessen trieben viele Sträucher spät oder gar nicht aus. Der Vorteil des vielen Regens war, dass die Dämme zum Bersten voll waren und der Boden schön gesättigt war. Im Nachhinein betrachtet war das alles andere als ein unnötiger Luxus, denn mit dem Wind kam die frühe Hitze. Das ließ die Trauben wie verrückt wachsen. Sie schluckten das ganze Wasser, und der rasende Wind trocknete alles nur noch schneller aus.
Früh, klein und fein
Aufgrund dieses "Wachstumsschubs" und des Wassermangels erreichten die Trauben den erforderlichen Zucker- und PH-Wert sowie den Säuregehalt viel früher als normal. Die Weinlese fand daher etwa 10 bis 14 Tage früher statt. Vor allem an der Küste waren sie bemerkenswert früh. Die Ernte erreichte auch schnell ihren Höhepunkt, es gab offensichtlich weniger zu ernten und die Trauben waren kleiner als normal. Es wird geschätzt, dass der diesjährige Ertrag etwa 20-50% geringer ausfällt. Das ist also dem Wind zu verdanken. Aber.... gibt es ein Aber: Die Ernte war zwar klein, aber auch sehr fein. Denn vor allem die späten Rotweine und der Sauvignon blanc, die in großer Zahl vorhanden sind, haben von diesem warmen Wetter geschmacklich sehr profitiert.
Sintflutartige Regenfälle und orkanartige Windböen
Die Qualität dieser frühen und kleinen Ernte scheint also vielversprechend zu sein, und im Nachhinein betrachtet ist es ein Glücksfall, dass diese Ernte nur früh war und schnell beendet wurde. Denn kurz danach, Anfang April, tobte ein gewaltiger Sturm über dem Kap. Völlig ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Dieser recht frühe Wintersturm ging mit sintflutartigen Regenfällen und orkanartigen Windböen einher und richtete vor allem und erneut in den Weinanbaugebieten große Schäden an. Jahrhundertalte Eichen wurden umgestürzt, Dächer weggeweht und viele Straßen waren unpassierbar. Außerdem breitete der Wind Brände in Windeseile aus. Leider brannte dabei auch das 300 Jahre alte "Manor House" eines der ältesten Weingüter von Stellenbosch, Blaauwklippen, vollständig nieder.
Glücklicher Unfall
Die Misere wäre noch schlimmer gewesen, wenn die Ernte wie üblich noch in vollem Gange gewesen wäre. Ein Glücksfall, sozusagen. Denke, sonst wären uns die Trauben um die Ohren geflogen und das hilft den Trauben nicht. Jetzt bereiten wir uns auf den nächsten Winter vor und ich bin gespannt, was er für uns und den nächsten Jahrgang bereithält. Mittlerweile sind wir das am Ende der Welt ja schon gewohnt. Ich werde es Sie wissen lassen.
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