Die Geschichten hinter südafrikanischem Wein

Die Geschichten hinter südafrikanischem Wein

Bregje van Weezel (47) lebt mit ihrer Familie in Kapstadt, Südafrika. Sie schreibt über ihre Erfahrungen in dem bunten, aber auch komplexen Land. In dieser Kolumne teilt sie ihre Begeisterung und ihr Wissen über die südafrikanische Weinindustrie. Ihre Geschichten sind weder zu trocken noch zu schwer und diese Kolumne ist ganz in ihrem (Wein-)Sinn. Wenn Sie mehr über alles, was sie in Südafrika mag, lesen möchten, können Sie Bregje auf Instragram @vin_ik_leuk folgen.

Ich liebe Wein. Dadurch, dass ich selbst viel verkostet habe, habe ich eine ganze Menge praktischer Erfahrung gesammelt. Nennen wir es mal so. Oder machen Sie Ihr Hobby zum Beruf, so kann man es auch sehen. Was ich am meisten mag, sind die Geschichten hinter dem Wein. Da habe ich in Südafrika Glück, denn mit seiner reichen und bunten Geschichte gibt es viel zu erzählen.

Waisenkinder

Wie beim Lindi Carien von Lourens Family Wines. Der Winzer hat diesen Wein hergestellt, weil er seiner Verlobten keinen Verlobungsring kaufen konnte und hoffte, dass der Verkauf dieses Weins ihm dies ermöglichen würde. Als Hommage an seine Frau wurde diese Cuvée mit Chenin Blanc nach ihr benannt. So viel zur Romantik.

Oder wie wäre es mit der Geschichte von Thunderchild's Blend. Der gesamte Erlös dieser Mischung geht an ein Heim in Robertson. Es wurde 1918 gegründet, um allen Waisenkindern infolge der Grippeepidemie ein Zuhause zu bieten. Und jetzt der Ort, an dem vor allem Kinder aus zerrütteten Familien leben. Dort im Garten wurden die Rebstöcke für diesen Wein von der Gemeinde gepflanzt, und er wird in den Weingütern von Springfield Estate völlig kostenlos hergestellt. Gordon Ramsey hat diesen Thunderchild auf seiner Speisekarte. Schnapp. Der Wein ist nicht nur fruchtig und geschmeidig, sondern auch ein echter Wohlfühlwein.

Geisterecke

Aber es sind nicht nur die Weine, sondern auch die Orte, die mich neugierig machen. Ein Sauvignon blanc des Winzers David Nieuwoudt heißt zum Beispiel Ghost Corner. Benannt nach dem südlichsten Punkt Südafrikas. In stürmischen Nächten spukt es dort ganz schön und es ist fast unmöglich, auf dem Meer zu navigieren. Das liegt daran, dass es an diesem südlichsten Punkt keinen Unterschied zwischen dem magnetischen und dem wahren geografischen Norden gibt. Das hat zur Folge, dass viele Schiffe sinken. Man erzählt sich auch, dass ertrunkene Seeleute nachts in dieser verwunschenen Ecke umherwandern. In dieser Gegend befinden sich auch die Weinberge, aus denen dieser preisgekrönte wilde Weißwein stammt. Der Wein ist einzigartig, anders und viel tiefer im Geschmack. Unheimlich lecker.

Schlangenbiss

Oder dass die Stadt Elgin, in der die kühlsten Weinberge liegen und aus der praktisch alle südafrikanischen Äpfel stammen, nach Elgine Herold benannt ist. Das Mädchen, das dort im Jahr 1800 durch einen Schlangenbiss getötet wurde und dessen Vater das Stück Land als Tribut nach ihr benannte. Dieser Name wurde schließlich für das gesamte Tal verwendet, da sich dort der Bahnhof befand, und Elgin ist heute weltweit ein bekannter Name.

Maastricht

Und dann haben Sie auch noch Weine aus Maastricht. Ja, Sie haben richtig gelesen. Meine Studentenstadt, aber auch der Name eines Weinguts in Durbanville. Es heißt so, weil die ersten Siedler, die am Kap nach fruchtbarem Boden suchten, einen Lehmboden fanden, der dem in Maastricht sehr ähnlich war. Und siehe da, der Name war geboren. Der Boden dort ist fruchtbar und mit einem umfangreichen Wurzelsystem ausgestattet. Die Wurzeln wissen, wie sie selbst die kleinste Menge an Feuchtigkeit im Boden aufspüren, aber auch wie ein Schwamm speichern können. Weder im Winter noch im Sommer ist eine Bewässerung erforderlich. Dadurch reifen die Trauben gleichmäßig und der Wein gewinnt an Komplexität und Länge. Genau wie meine Studie, aber das nur nebenbei.

Barack Obama

Und dann gibt es da noch die lustigen Fakten, z. B. dass Graham Becks MCC bei Mandelas Einweihungsdinner gespendet wurde und dass Barack Obama damit auf seinen Wahlsieg anstieß. Dass Khakibos eine Pflanze ist, die in der Nähe der Weinberge wächst und von den Buren nach den khakifarbenen Uniformen der Engländer benannt wurde.

Unbezahlbar

Es gibt noch viel mehr Geschichten zu erzählen, und sie sind nicht einmal unbezahlbar. Das bringt mich zu dem Punkt, dass ich, als ich vor kurzem wieder für eine Weile in den Niederlanden war, von so mancher Weinkarte schockiert war. Oder besser gesagt, über den Mangel an Inhalt. Denn mehr als die Standardbezeichnung Weiß-, Rot- oder Roséwein stand da oft nicht drin. Ganz zu schweigen von der undefinierbaren Mischung, die man am Ende vorfand. Zum Glück gab es auch Ausnahmen, aber es wäre trotzdem schön, wenn es mehr Auswahl und damit Auswahlmöglichkeiten gäbe. Es ist machbar. Geschichten gibt es viele.

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