Seit der Eroberung des Landes durch die Römer boomt der deutsche Wein. Aber wie steht es heute um ihn? WINELIFE hat einige Kenner des deutschen Weins gebeten, einen Blick auf unsere östlichen Nachbarn zu werfen. Denn dort verändert sich einiges.
Text: Petri Houweling | Bild: Shutterstock
Wein wird in Deutschland seit Jahrhunderten hergestellt. Es waren die Römer, die Reben mitbrachten, um ihre Heere mit Wein zu versorgen. Sie wurden an den steilen Südhängen der großen Flüsse angepflanzt, da dort ohnehin nichts anderes wuchs. Nach dem Untergang des Römischen Reiches übernahmen die Klöster die Pflege der Weinberge. Die Hektarzahl stieg auf das Dreifache der heutigen Anbaufläche an. Deutschland war damals das zweitwichtigste europäische Weinland nach Frankreich.
Dann ging es bergab, auch weil die Menschen mehr Bier tranken und so mancher Winzer begann, es zu produzieren. Die beiden Weltkriege und die deutschen Reparationen führten zu einem neuen Tiefpunkt in der deutschen Landwirtschaft. Es waren vor allem die fleckigen, süßen Weine wie der Liebfraumilch die die Krise überlebt haben. Erst ab den 1970er Jahren wurden einzelne Winzer Sie bemühten sich, das schlechte Image, das deutsche Weine im Ausland aufgebaut hatten, zu beseitigen. Dabei half ihnen das Weingesetz von 1971 nicht viel. Das orientierte sich vor allem an der Reife der Früchte und dem Oechsle-Gehalt (siehe Kasten). Je höher dieser war, desto mehr bekamen die Bauern für ein Kilo Trauben. Die Folgen lassen sich erahnen. Noch heute hat deutscher Wein den hartnäckigen Ruf, spindeldürr und süß zu sein, obwohl das längst nicht mehr der Fall ist.
Achten Sie darauf, ob Ihr deutscher Wein kopfsüß oder edelsüß ist
Lauwarmer Wein mit einem glanzvolle Geschichte
Die Liebfraumilch war einst ein feiner, frischfruchtiger, halbsüßer Wein. Die ursprüngliche Liebfraumilch stammt aus der Lage Wormser Liebfrauenstift-Kirchenstück und wurde von den Pilgern sehr geschätzt, die die die Milch unserer lieben Frau. Nach der Säkularisation ging das Weingut in den Besitz eines holländischen Weinhändlers über, der es zu einem wirtschaftlichen Erfolg machte. Der endgültige Schlag kam von der Wormser Handelskammer. Diese beschloss 1910, dass jeder Rheinwein von "guter" Qualität mit leicht süßlichem Charakter als Liebfraumilch verkauft werden dürfe. Damit wurde die Qualität völlig ausgehöhlt. Doch auch hier wendet sich das Blatt: Das Weingut Hammel (Pfalz) kehrt den Prozess um und stellt eine zeitgemäße Version mit 14 Gramm Restzucker her, die wir wärmstens empfehlen.
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